Ein sehr interessantes Zeitdokument: Ein Zeitungsschnipsel aus dem Jahr 1990. Ein Arbeitstag im Larvenatelier. Hier der Scan des Zeitungsausschnittes, und unten die zitierte Textversion.
Ein Tag im Larven Atelier Charivari
Donnerstag, 11 Januar 1990: Morgens um 05.00 Uhr beginnt im Atelier der Tag - wie immer mit einem Kaffee. Zuerst wird das Zuschneiden der Larven in Angriff genommen die noch heute weiss grundiert werden müssen. Jede Larve wird anders geschnitten. Wichtig sind Augenabstand, Mundfreiheit und genügend Raum fürs Piccolo. Die Trommlerlarven sollten etwas mehr Sicht nach unten bieten. Inzwischen läuft auch die Arbeit in der Malerei auch Hochtouren. Hier muss längerfristig geplant werden, denn die Trocknungszeit der hier verwendeten Ölfarben ist erheblich länger als bei anderen Farben. Jede Larve wird einzeln behandelt, und die individuellen Wünsche der Kunden werden nach Möglichkeit berücksichtigt: Blaue Augen, leichtes rosa auf den Wangen, Mund grinsend etwas nach oben gezogen etc. Pro Jahr werden im Larvenatelier "Charivari" zirka 2000 "Köpfe" gefertigt. Der grösste Teil davon ist für die Stammcliquen, die Jungen und die Alten Garden, Chaisen, Wagen und Guggenmusiken bestimmt; der Rest für Einzelmasken und kleine Gruppen.
Der Trend zu Plastiklarven, der in den letzten Jahren zu beobachten war, findet hier kein Gehör. Der Komfort und die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten der kaschierten, aus Papier hergestellten Larven überwiegen den Vorteil der etwas geringeren Herstellungskosten der Plastiklarven bei weitem.
Es ist inzwischen 15.00 Uhr geworden - Zeit für die Anproben. Die Kunden können unter circa 400 bestehenden Formen auswählen. 100 davon stammen aus der Zeit zwischen 1920 und 1940 - sie konnten aus dem ehemaligen Atelier "Metraux" an der Freuen Strasse übernommen werden.
Mit diesem Bericht über einen Arbeitstag im Larvenatelier Charivari möchten wir allen in Erinnerung rufen, dass in wenigen Wochen Fasnacht ist!
Quelle:
"Das Larvenatelier Charivari zügelt", Crème Magazin, 1988
Autor nicht sicher. Mit grosser Wahrscheinlichkeit aber Ruedi Grollimund (Text) / Magazin existiert nicht mehr
