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AutorenbildBastian Peter

Von Larven, Liebe und Leiden. "Dr Larvemacher" im Glaibasler Charivari

Das Glaibasler Charivari findet vom 20. Januar bis 3. Februar 2024 im Festsaal des Volkshaus Basel statt. Aus diesem Anlass werfen wir ein Blick zurück ins Jahr 2004.


Ein Blick zurück zur Aufführung von "Dr Larvemacher" im Glaibasler Charivari - 20. Jahre ist es her.


Die Vorfasnachtsveranstaltung, das Kleinbasler Charivari (der verwandte Namen ist Zufall) führte 2004 "Dr Larvemacher - Von Larven, Liebe und Leiden" auf. Das Larven Atelier Charivari, war dabei nicht nur mit dem Namen verwandt, sondern diente als Inspirationsquelle und schaffte es ebenfalls auf die Flyer, Programmhefte und Einladungen.


Auf dieser Seite werden wir einige Zeitungsauschnitte, die Einladung, das Casting, die Relevanz für das Larven Atelier Charivari beim Ganzen und anderes, vorstellen.


Einladung zur Vorfasnachtsveranstaltung Glaibasler Charivari, im Jahr 2004. Auf dem Cover sind Larven im Larven Atelier Charivari fotografiert worden.

Einnisten beim Larvenmacher


Mit einer grossen Ladung Humor, dürfen wir hier (hoffentlich) fasnacht.ch zitieren, welche im Februar 2004 schrieb:

(...) "Peinlich berührt ist man allerdings, dass Mitglieder dieses Banggs in einem Auftritt vor der Pause im Larvenatelier Zweizeiler aufsagen, welche die Gürtellinie um Meter unterschreiten. Laut Produktionsleiter Jonas Blechschmidt hat dies aber durchaus seinen Grund. Man habe sich zwecks Recherchen vorgängig bei einem bekannten Larvenmacher eingenistet und dabei genau solch primitiven Erlebnisse erfahren. Derart unrühmliche Protagonisten seien also gewarnt: irgendwann kommen solche Exzesse immer ans Licht, und sei es ans Bühnenlicht des Charivaris." (...)


Selbstverständlich verlinken den ganzen Artikel unten in den Quellenangaben.



Charivari 2004 eine Love Story im Larvenatelier


Die Basler Zeitung Vogel Gryff veröffentlichte hinsichtlich der bevorstehenden Vorfasnachtszeit einen Artikel. Hier der Scan des Zeitungsauschnittes. Darunter die ausgeschriebene, lesbare Version in Text.


Ein Scan eines Zeitungsauschnittes (Vogel Gryff Zeitung) aus dem Jahr 2003. Im Artikel wird berichtet über das Charvari Vorfasnachtsaufführung "Dr Larvemacher". Auf einem Foto sieht man Armin Faes im Larven Atelier Charivari beim recherchieren.


Lämpe, Romantik, Sex - dies alles unter dem Arbeitstitel "dr Larvemacher". Das Charivari 2004 - wahrlich eine Liebesgeschichte.


"Charivari, s Mussigtheater vo dr Fasnacht" wie der Vorfasnachtsgrossanlass seit gut einem Jahr heisst, überrascht eigentlich längst nicht mehr mit seinen inoovativen, guten, neuen Ideen. Kenner wären wohl bitter enttäuscht, wenn aus der Ideenküche der Verantwortlichen nicht jährlich Taufrisches, Freches in Sachen Vorfasnacht hervorgezaubert würde.

So machte die mediale Ankündigung im Larven Atelier Charivari bei Roman Peter im fernen Grossbasel so richtig "gluschtig" auf die Ausgabe 2004. Wer die Protagonisten ein wenig näher kennt, weiss, dass noch längst nicht alle (Programm-) Trümpfe auf dem Tisch liegen.


Weiter im Volkshaus


Entgegen allen auf der "Gass" herumgebotenen Gerüchte wird die beliebte Vorfasnachtsveranstaltung weiterhin im Kleinbasler Volkshaus gegeben. Schliesslich haben die "Charivaner" weit über 400.000 Franken an Infrastruktur in den Saal investiert.

So wird am 1. Februar 2004 im Volkshaus Premiere gefeiert. Das Charivari 2004 wird eine Love Story, die vorerst unter dem Arbeitstitel "Dr Larvemacher" ausgebrütet wird. "Eine Liebesgeschichte mit allem drum und dran: Lämpfe, Sex, Romantik, Geld" sagte Charivari Obmaa Armin Faes der im 2004 zum allerletzten Mal die Geschichte als Chef leiten wird. Sein Nachfolger heisst Daniel Thiriet. Diese Liebesgeschichte spielt in einem Larvenatelier - Daniel Buser der letztes Jahr im Odysee-Stück als Otti S. Heuss brillierte, wird denn verheirateten Larvenmacher spielen.


Bildunterschrift: Larvestudio Charvivari: Obmaa Armin Faes orientiert die Medien im Larvenstudio von Roman Peter über den Jahrgang 2003 und hielt Ausschau aufs Charivari 2004 - einer Love Story der besonderen Art.


Neue Regie


Da Bettina Dieterle aufgrund anderer Verpflichtungen beim Schweizer Fernsehen DRS als Regisseurin für das Charivari-Programm 2004 nicht mehr zur Verfügung steht, mussten sich die Verantwortlichen nach einem adäquaten Nachfolger umsehen.

Das Charivari ist stolz, die Verpflichtung von Stefan Huber bekannt geben zu dürfen. Mit ihm konnte wiederum ein absoluter Profi für die Volkshaus Bühne gewonnen werden. In Basel bekannt ist Stefan Huber insbesondere durch die Schweizer Erstaufführung von "Grease" und die Inszenierung von über 30 Folgen der TV-Sitcoms "Fascht e Familie", "Mannezimmer" und "Fertig Luschtig".


Fasnachtsmusik


Als Clique wird dSans Gène mitmachen auch die Pfeifergruppe "Jetztpaggis" und die Tambouren "Chriesibuebe" werden dabei sein. Als Stargast wird der türkische Jazz Percussionist Burhan Öçal mitwirken. Klar wird auch die Tommelmeisterin Edith Habraken wieder ruessen. Weitere Verpflichtungen sind zur Zeit noch in Verhandlung.

Die Charivari Tickets werden übrigend um 4 Franken aufschlagen. Das ist der erste Preisaufschlag seit 10 Jahren.


(Ende Artikel)



Auch der Baslerstab (ehemalige Zeitung aus Basel) schrieb über "Dr Larvemacher".


Der Scan eines Zeitungsauschnittes aus dem Jahr 2003 der ehemaligen Zeitung "Baslerstab". Der Artikel handelt von der Aufführung "Dr Larvemacher" im kommenden Charivari Musical im Jahr 2004.

"Dr Larvemacher" heisst das neue Programm, das von den Charivari-Organisatoren, des "Muusigtheaters vo dr Fasnacht" produziert wird.


Das Musical Stärnestaub, ein Totentanz und nachfolgend ein Fasnachtskrimi. Mit diesen Theaterformen beschreitet das Glaibasler Vorfasnachtstheater Charivari im Volkshaus seit seinem Jubiläumsjahr andere Produktionswege als die Konkurrent. Das wird auch ab dem 1. Februar 2004, dem Premierendatum, so sein.

Diesmal wird im Volkshaus ein emotional Rührstück aufgeführt, wiederum mit Daniel Buser in der Hauptrolle als Larvenmacher Charly. Derzeit wird das Enselbe zusammengestellt.

Vor einem Jahr spielte Buser ein widerwärtiges Amtsekel, das sich läuterte. Diesmal wird er in eine Liebesgeschichte verwickelt, über deren Inhalt an der Medienorientierung vom Donnerstag nur wenig verraten wurde. Für "Dr Larvemacher" wurde als Stargast das türkische Perkussionswunder Burhan Öçal verpflichtet. Dieser ist ständig auf Achse und wird deshalb erst zwei Tage vor der Premiere eintreffen. Vermittelt wurde der Türke vom Basler Jazzpapst George Gruntz.


Viel Arbeit für die Regie


Stefan Huber, der neue Regisseur aus Zürich (Baslerstab berichtete), muss ausser diesem Weltstar auch noch einige Guggenmusiker (Fassadenschränzer), Tambouren, Pfyffer, den Schnitzelbangg Sherlock (früher Stinggmorchle) und die Tambourenfrau Edith Habraken in die sicher aufrührende Geschichte einbauen.



(Ende Artikel)


Aus dem Charivari Programm 2004



Bi Liebi, Laid und Larve


Nur ein aktiver Fasnächtler weiss, was hinter seiner Larve jeweils geschieht, wenn er während des Vieruhrschlags des Morgestraich zu Tränen gerührt seine Gänsehaut ungesehen im Kostüm erwürgt oder am Fasnachtsdienstagmorgen mit seinem «Zyschtigszügli» inkognito die hr hste Glückseligkeit erlebt, weil die Sonne zur orgelnden dritten Piccolostimme des «Gässler» am Heuberg in seine Augenritzen blitzt; letztlich bleibt es die stille Sehnsucht der Einsamkeit, einmal für einen kurzen Moment im Leben eine Art vermeintlich holdes Glück zu erleben. Die Larve dient dazu, auch das Innere zu verhüllen und der verkleideten Seele die Möglichkeit zu geben, ungesehen den Gefühlen freien Lauf zu lassen. Vielleicht deswegen ziehen es die aktiven Fasnächtler vor, im Kreuzgang des Münsters und in den morbiden schmalen Gässchen der historischen Innerstadt ihre schwelgerische Einsamkeit und die unbeschreiblichen Stimmungen hinter der Larve rauschhaft zu geniessen. irgendwo müsste letztlich der Tod in den Mauern lauern oder zumindest Frau Fasnacht persönlich, die unfassbare Fee, welche allem für drei Tage und Nächte Flügel verleiht...



Einer, der die Fasnacht hinter der Larve emotional und unverdorben beschrieben hat, heisst Hans Räber, der letztes Jahr verstorben


ist. Unter dem Pseudonym «Meier III», hat er in seinen unzähligen «traurigen» Geschichten über 25 Jahre lang versucht, weniger das fasnächtliche Geschehen isoliert zu betrachten, als zu zeigen, dass die Fasnacht einen bestimmten Lebensbereich darstellt und genau gleich wie der übrige Alltag des Baslers von menschlicher Schwäche und menschlicher Grösse und von der Polarität unserer menschlichen Existenz bestimmt wird. Zudem hat er in seinen Erzählungen bewiesen, dass das Schicksal, Glück und Unglück durch die Fasnacht keineswegs ausgeklammert werden und dass damit die Fasnacht nicht nur im Heiter-Skurrilen, sondern auch im Schuldhaft-Verhängnisvollen ein Abbild des gesamten Lebens ist. Hans Räber hat unsere Fasnachtsliteratur um eine neue «Facette» bereichert, welche die Fasnacht als Abbild des Dämonischen, des Hintergründigen und Morbiden in scharfen Zügen deutlich macht.


Die Basler Fasnacht musste stets und immer und insbesondere gegen die protestantische Kirche ankämpfen. In nicht ganz unzimperlicher Form wurde die hiesige Fasnacht von derselben Kirche lange Jahre massiv bekriegt. «Unterdessen darf man mit Fug und Recht sagen, dass sich die historischen Rollen der Fasnacht und der Kirche in Basel vertauscht haben: Die Fasnacht ist zum Baslerischen Staatskultus, zum konservativen und konservierenden Selbstbespiegelungsnitual geworden; und es fehlt nicht mehr viel, so wird der kritische Christ wieder, was er von Anfang an gewesen ist: der Narr seiner Gesellschaft...»

(Peter Weidenkuhn, Frau Fasnacht - Tochter des Antichrist?

In «Unsere Fasnacht», Verlag Peter Heman, Basel, 1971.)


Nirgends wie in der Fasnachtsszenerie wird bewiesen, wie nah übermütige Ausgelassenheit und tiefer Schmerz und bitteres Leid bei uns Menschen zusammen sind. Drei Tage und drei Nächte verschwimmen im Dunst des wonnigen Honigmondes und erleiden am Fasnachtsdonnerstagmorgen, wenn um vier Uhr früh der Endstreich erschallt, ihre endlichen Tode. Dass sie ein Jahr später unberührt nochmals zu neuem Leben erwachen, ist eher ungewöhnlich, denn auch während eines langen Jahres fliesst viel Wasser im Rheinbett gen Holland und nimmt den süssen Honigmond, die fasnächtliche Glückseligkeit und vor allem viel anmutige Illusionen mit...


Armin Faes



Ein Larvenmacher bringt es auf den Punkt


Zufälle gibt es, die scheinen ın der spateren Nachbetrachtung als vom Schicksal vorgegebene Ereignisse. Vor 28 Jahren entschloss sich der künstlerisch veranlagte Roman Peter, sein Hobby zum Beruf zu machen. Für Basels neuestes Larvenatelier wählte er den Namen Charivari, was laut Duden das Synonym ist für Katzenmusik(!) oder Durcheinander. Gleichzeitig war im Glaibasel der Baschi mit seinen Gesinnungsfreunden mit dem Aufbau einer Gegenveranstaltung zum «Drummeli» beschäftigt.


Die schon x-mal durch entsprechende Vorfälle enttamte Kleinkariertheit gewisser Berufsbasler bekam auch Larvenmacher Peter schnell zu spüren. Irgendeines unschönen Tages meldete sich ein nicht mehr eruierbares Mitglied der Kleinbasler Vorfasnächtler, das ihm erklärte, dass er die Bezeichnung Charivari nicht verwenden dürfe, weil diese bereits schon vom Petit Bäle beansprucht werde. Dieses Begehren war indes so absurd, als wolle jemand verlangen, dass die Bezeichnung Comité nicht beliebig verwendet werden darf. Wie sich Roman Peter noch erinnert, war das «Problem» sehr schnell vom Tisch. Heute sind die Exponenten der beiden Charivaris eng befreundet.


Niemand anders wie ein Larvenkünstler erlebt den

Wandel der Fasnacht so intensiv. Roman Peter, der sich in der «Unruhephase» ab den «drey scheenschte Dääg» bis in den Frühsommer als Kunstmaler betätigt und auch Skulpturen herstellt, hat dafür die richtige Formel gefunden: «Das Ritual bleibt, der Ausdruck ändert.» Wenn der grosse Harst der Aktivfasnächtler mit den letzten Vorbereitungen für die Sommerferien beschäftigt sind, erfolgt in den Larvenateliers bereits schon der Fasnachtsauftakt. Es werden die ersten Güpflis hergestellt, Perückenmaterial vorbereitet und nach vorhandenen Formen bereits schon Larven kaschiert. Roman Peter und sein Geschäftspartner Daniel Ebner sind im Besitze von über hundert Formen aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Dummpeter, Blätzlibajass, Harlekin etc. Etwa ab 1980 kamen die industriell hergestellten Kunststofflarven auf, was die Larvenkünstler an sinkenden Umsatzzahlen zu spüren bekamen. Jetzt aber ist wieder ein Rückwärtstrend zum kaschierten Fasnachtgesicht klar erkennbar. Das uniforme Herstellen verunmöglicht kleine und kaum wahrnehmbare Unterschiede auch bei Cliquenlarven. Beispielsweise im Augenoder Nasenbereich. Mehr Individualismus ist wieder «in», wie das auf Neubaseldytsch jetzt heisst.


Im Atelier Charivari, wo jährlich gegen 2500 Larven handwerklich hergestellt werden, wird es im November ebenso hektisch, wie im Produktionsbereich des anderer Charivari mit der neuen Zusatzbezeichnung «s Muusigtheater vo dr Fasnacht». Innerhalb von nur zwei Wochen melden sich die Sujetobmänner von zehn Stammcliquen und besprechen mit dem Charivari-Team die vorskizzierte Larvengestaltung. Was nur wenigen aufgefallen sein dürfte, die im Atelier Charivari ihre Larven kaufen, seien diesCliquenaktive, Mitglieder von Zygli, Wagen, oder auch Schnitzelbänggler: Seit jeher signiert Peter seine fasnächtlichen Kunstwerke mit einem kleinen schwarzen Punkt, den er - ganz unscheinbar - irgendwo auf dem Gesicht anbringt. Es ist sein Markenzeichen und gleichzusetzen mit der Signatur eines berühmten Künstlers auf seinem Gemälde. Auch im Charivari-Stück «Dr Larvemachers spielt dieser ominöse Punkt ab Mitte des anrührenden fasnächtlichen Liebesdramas eine gewisse Rolle. Oder um es anders, auch zweideutig interpretierbar, auszudrücken:


Der Larvenmacher hat es auf den Punkt gebracht.


Willi Erzberaer


Datenblatt zur Aufführung:

Volkshaus Basel

Charivari 2004 - Dr Larvemacher

s Muusigtheater vo dr Fasnacht

Armin Faes/Christoph Knoell


Premiere: 1.02.2004

Inszenierung: Stefan Huber

Bühnenbild: Christoph Knöll

Kostüme: Rosi Aenis

Lichtdesign: Massimo Ravanelli

Sounddesign: Didier Maag

Bangg: Schörloggs




Quellen:


Charivari 2004: Viel Licht auf dunkler Bühne


Von Larven, Lieben und Leiden

3. Februar 2004 , Neue Zürcher Zeitung Von Larven, Liebe und Leiden: https://www.nzz.ch/article9DSXF-ld.288688?reduced=true


sMuusigtheater vor dr Fasnacht


Programmheft Charivari 2004

"Bi Liebi, Laid und Larve", Armin Faes, 2004

"Ein Larvenmacher bringt es auf den Punkt", Willi Erzberaer, 2004


Frau Fasnacht - Tochter des Antichrist?

In «Unsere Fasnacht», Autor: Peter Weidenkuhn, Verlag Peter Heman, Basel, 1971.


Küssen, weinen, Fasnacht total

26. September 2003, Baslerstab (https://de.wikipedia.org/wiki/Baslerstab)


Kleinbasler Charivari Offizielle Website:




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